Schwerpunkt: Helfen als Beruf: Ausbildungen und Jobs im Sozialbereich

09.01.2025
"Ein Beruf mit Kontakt zu Menschen" – diesen Wunsch nennen viele Personen, die vor einer Berufs- bzw. Ausbildungsentscheidung stehen. Wer gerne mit Kindern, Jugendlichen, Senior_innen oder Menschen in besonderen Lebenslagen arbeiten möchte, ist im Sozialbereich bestens aufgehoben. In diesem Schwerpunkt lernen Sie ausgewählte soziale Berufe und Ausbildungen kennen.

Sozialberufe – Dienst am einzelnen Menschen und an der Gesellschaft

Ein Sozialpädagoge unterhält sich mit einer Gruppe von Jugendlichen.

© AMS/Chloe Potter

Wir leben in interessanten, aber auch komplizierten Zeiten, die einerseits stark durch den rasanten technologischen Fortschritt, andererseits jedoch auch von zahlreichen Krisen und Unsicherheiten geprägt sind. Diese Entwicklungen wirken sich auf die Lebensbedingungen der Menschen aus. Existenzsorgen, zunehmende Überforderung im Alltag, ein wachsender Leistungsdruck oder belastende Zukunftsängste sind nur einige Gründe, warum immer häufiger professionelle Hilfe in Anspruch genommen wird. Auch die steigende Lebenserwartung der Bevölkerung trägt dazu bei, dass der Bedarf an Betreuung, Unterstützung und Pflege immer größer wird.

Menschen, die sich für einen Beruf im Sozialbereich entscheiden, leisten nicht nur wertvolle Arbeit für einzelne Personen, sondern tragen wesentlich zum Funktionieren unserer Gesellschaft bei. Die Einsatzbereiche und Betätigungsfelder sind sehr vielfältig – von der Betreuung älterer Menschen, von Familien oder Menschen mit Behinderung über die Unterstützung, Beratung oder Therapie von Menschen in schwierigen Lebenssituationen bis zur pädagogischen Arbeit mit Kindern und Jugendlichen.

 

TIPP: In der AMS-Broschüre "Berufe – Soziales" können Sie sich einen guten Überblick über die Bandbreite der Berufe im Sozialbereich verschaffen. Die Broschüre ist in den BerufsInfoZentren (BIZ) des AMS erhältlich und steht auch als PDF zum Download (6,5 MB) zur Verfügung.

Bin ich für einen Beruf im Sozialbereich geeignet?

Eine Betreuerin hält die Hand einer älteren Dame.

© iStock.com/kazuma seki

Die enge und unmittelbare Arbeit mit Menschen kann als sehr erfüllend empfunden werden. Trotzdem sollten die Belastungen, die Sozialberufe mit sich bringen, nicht unterschätzt werden. Überlegen Sie daher, ob Sie sich den Herausforderungen und der großen Verantwortung gewachsen fühlen, bevor Sie sich für eine Ausbildung entscheiden. Neben einer gefestigten Persönlichkeit und Stressresistenz sollten Sie folgende Voraussetzungen mitbringen:

  • Bereitschaft, am Wochenende zu arbeiten (je nach Beruf)
  • Einfühlungsvermögen
  • Freude am Beraten
  • Freude am Kontakt mit Menschen
  • Kommunikationsfähigkeit
  • Konfliktfähigkeit
  • Problemlösungsfähigkeit
  • Physische Ausdauer
  • Psychische Belastbarkeit
  • Verantwortungsbewusstsein

 

TIPP: Praktika in sozialen Einrichtungen sind eine gute Gelegenheit, um erste Einblicke in soziale Berufe zu gewinnen. Auch im Rahmen eines Freiwilligen Sozialen Jahres (FSJ) können wertvolle Erfahrungen gesammelt werden.

Ausbildungen für den Berufseinstieg und -umstieg

Eine Frau unterrichtet in einem Lehrsaal und deutet auf eine Tafel.

© AMS/Das Medienstudio

So vielfältig die Tätigkeitsfelder im Sozialbereich sind, so breit gefächtert gestalten sich auch die Ausbildungsmöglichkeiten. Je nach angestrebtem Beruf können kürzere Lehrgänge, schulische Ausbildungen, Kollegs oder Studiengänge an Fachhochschulen, Pädagogischen Hochschulen und Universitäten absolviert werden. Viele Ausbildungen werden auch berufsbegleitend angeboten und eignen sich somit auch gut für Quereinsteiger_innen. In den folgenden Abschnitten werden ausgewählte Berufsfelder und Ausbildungen im Sozialbereich vorgestellt.

 

TIPP: Informationen zu einzelnen Ausbildungen im Sozialbereich sowie Standorte von Ausbildungsstätten finden Sie im AMS-Ausbildungskompass.

INFO: Viele Ausbildungen für soziale Berufe sind in Österreich reglementiert. Das bedeutet, dass die vermittelten Inhalte und Qualifikationen gesetzlich geregelt sind und der jeweilige Beruf nur ausgeübt werden darf, wenn die vorgeschriebene Ausbildung erfolgreich abgeschlossen wurde.

Sozialbetreuung: Alten-, Familien- und Behindertenarbeit

Eine SozialbetreuerIn für Behindertenarbeit und Behindertenbegleitung betreut einen Jugendlichen.

© AMS/Reinhard Mayr/Das Medienstudio

Hilfe im Haushalt, beim Einkaufen, beim Ankleiden und bei der Körperpflege, Begleitung zu Arztbesuchen oder Freizeitaktivitäten, Entlastung bei der Kinderbetreuung: Fach- und Diplom-SozialbetreuerInnen, Heimhilfen, PersonenbetreuerInnen in der 24-Stunden-Betreuung und Soziale AlltagsbegleiterInnen sind dazu ausgebildet, Menschen in ihrem Alltag helfend zu begleiten. Welche Tätigkeiten dabei im Detail ausgeübt werden dürfen und welche nicht, ist je nach Ausbildung und Beruf gesetzlich genau geregelt.

 

Ausbildungen:

  • Schule für Sozialbetreuungsberufe: Ausbildung zum/zur Fach-SozialbetreuerIn (2 Jahre) oder Diplom-SozialbetreuerIn (3 Jahre), Schwerpunkte Altenarbeit, Familienarbeit und Behindertenarbeit (inklusive Pflegeassistenzausbildung) sowie Behindertenbegleitung (mit inkludiertem Modul zur Basisversorgung), Mindestalter 17 Jahre (Vollzeit) bzw. 19 Jahre (berufsbegleitend)
  • Fachschule für Sozialberufe und Fachschule für Sozialberufe mit Pflegevorbereitung (mit Pflegeassistenzausbildung): 3-jährige Schule zur Vorbereitung und Erstqualifikation für eine weitere Ausbildung in der Gesundheits- und Krankenpflege oder für Sozialbetreuungsberufe, Absolvierung von Zusatzausbildungen in sozialen Basisberufen in Bereichen wie Heimhilfe und Kinderbetreuung ist möglich
  • Ausbildung zur Heimhilfe: je nach Anbieter und Bundesland mehrmonatiger Lehrgang bei Sozialorganisationen und Erwachsenenbildungseinrichtungen für Personen ab 17 bzw. 18 Jahren

 

TIPP: Informationen zu Pflegeberufen finden Sie in den Karrierekompass-Schwerpunkten Gesundheits- und Krankenpflegeberufe sowie Neue Wege in die Pflege.

Pädagogische Arbeit mit Kindern, Jugendlichen und Menschen mit Betreuungsbedarf

Ein Elementarpädagoge betreut eine Gruppe von Kindergartenkindern.

© iStock.com/monkeybusinessimages

Ob Kinderkrippe, Kindergarten, Hort, Jugendzentrum, Kinderheim oder sozialpädagogische Einrichtung – der Bedarf an professioneller Betreuung von Kindern und Jugendlichen ist groß. Von KindergartenassistentIn, Tagesmutter/-vater über Elementarpädagoge/-pädagogin bis zum/zur Sozialpädagogen/-pädagogin gibt es eine breite Palette an Ausbildungen für die Arbeit mit Kindern, Jugendlichen und Menschen mit besonderem Betreuungsbedarf. Manche Ausbildungen im Bereich der Kinder- und Jugendbetreuung sind landesgesetzlich geregelt, weshalb z.B. die Ausbildungsdauer in den einzelnen Bundesländern unterschiedlich ist.

 

Ausbildungen:

  • KindergartenassistentIn/KinderbetreuerIn/KindergartenhelferIn: Kurse bei verschiedenen Erwachsenenbildungseinrichtungen, Dauer je nach Anbieter unterschiedlich (ca. 1 bis 6 Monate), Mindestalter meist 18 Jahre
  • Sozialpädagogik: Bildungsanstalt für Sozialpädagogik (5-jährige BHS), Kolleg (4 Semester) sowie Studien an Universitäten, Pädagogischen Hochschulen und Fachhochschulen; Befähigung zur Betreuung von Kindern, Jugendlichen und Menschen mit Behinderung oder speziellem Betreuungsbedarf, z.B. in Heimen, Krisenzentren, Wohngemeinschaften, Horten, Kinderdörfern und Tagesheimstätten sowie in der außerschulischen Jugendarbeit
  • Tagesmutter/-vater: Ausbildungen bei Sozialorganisationen, Erwachsenenbildungseinrichtungen und Verbänden, Dauer je nach Bundesland (3 bis über 9 Monate), Mindestalter 18 Jahre
  • Freizeitpädagogik: Hochschullehrgang Freizeitpädagogik an einer Pädagogischen Hochschule (2–3 Semester), befähigt zur Freizeitbetreuung von Kindern und Jugendlichen an Schulen (z.B. Nachmittagsbetreuung) sowie außerhalb der Schule, Mindestalter 18 Jahre

Soziale Arbeit

2 Männer sitzen an einem Tisch und führen ein Beratungsgespräch.

© AMS/Chloe Potter

Konflikte in Familien, Arbeitslosigkeit, Scheidung, Verlust eines geliebten Menschen, Einsamkeit, traumatische Erlebnisse, Suchtprobleme, Straffälligkeit, Obdachlosigkeit, drohender Wohnungsverlust oder soziale Isolation – es gibt viele Gründe für schwierige Lebenssituationen, die mitunter sogar existenzbedrohend sein können. SozialarbeiterInnen unterstützen Menschen aller Altersgruppen bei der Bewältigung ihrer Probleme und helfen ihnen durch praktische Hilfestellung im Alltag dabei, ihr Leben (wieder) selbstständig gestalten zu können. Sie können – je nach Schwerpunkt – in sozialen Organisationen, Beratungsstellen, Ämtern oder Einrichtungen wie Schulen, Heimen oder Gefängnissen tätig sein.

 

Ausbildungen:

  • FH-Masterstudium Soziale Arbeit: 4 Semester, Vollzeit oder berufsbegleitend (je nach Standort), Spezialisierung und Vertiefung, z.B. in den Bereichen Case Management oder Klinische Sozialarbeit

Lebens- und Sozialberatung

Eine Frau führt in einer Praxis ein Gespräch mit einem Klienten.

© istock.com/OKrasyuk

Bei privaten und beruflichen Krisen, Veränderungen, Problemen oder persönlichen Entscheidungsfragen können Lebens- und SozialberaterInnen unterstützen und zu neuen Perspektiven verhelfen. Das Feld der Lebens- und Sozialberatung sowie die entsprechende Ausbildung sind gesetzlich streng geregelt. So dürfen Lebens- und SozialberaterInnen nur rein beratend tätig sein, während diagnostische und therapeutische Tätigkeiten ausschließlich Ärztinnen/Ärzten und PsychotherapeutInnen vorbehalten sind. Die meisten Lebens- und SozialberaterInnen sind selbstständig tätig (reglementiertes Gewerbe).

 

Ausbildungen:

  • Lehrgang Lebens- und Sozialberatung: 3-jährige berufsbegleitende Ausbildung mit theoretischen und praktischen Teilen, die mit einer staatlichen Befähigungsprüfung abschließt; Mindestalter bei Ausbildungsbeginn meist 24 Jahre (je nach Anbieter auch 21 Jahre), abgeschlossene Berufs- oder Schulausbildung wird vorausgesetzt, Anrechnung von Inhalten aus bestimmten bereits absolvierten Ausbildungen ist möglich

5 gute Gründe für einen Sozialberuf

Ein Gruppe von Kindern schneidet unter der Aufsicht von einer Betreuerin und einem Betreuer Obst in einer Küche.

© AMS/Chloe Potter

  1. Sinnstiftender Beruf: Anderen Menschen zu helfen und ihr Leben positiv zu beeinflussen, schafft Freude und ein Gefühl der persönlichen Erfüllung.
  2. Sicherer Job: Der Bedarf und die Nachfrage nach qualifizierten Fachkräften im Sozialbereich ist groß, weshalb die Berufsaussichten sehr gut sind.
  3. Vielfältige Berufsfelder: Kinder- und Jugendarbeit, Seniorenbetreuung, Street Work oder Flüchtlings- und Migrationsberatung – der Sozialbereich bietet zahlreiche Betätigungsfelder.
  4. Abwechslungsreiche Tätigkeiten: Jeder Arbeitstag kann neue Herausforderungen, Erlebnisse und Situationen mit sich bringen.
  5. Vielfältige Weiterbildungsmöglichkeiten: Abhängig vom Beruf bestehen viele interessante Möglichkeiten zur beruflichen Weiterentwicklung.

 

TIPP: Da es in vielen Bereichen des Sozialwesens zu wenige Fachkräfte gibt, werden bestimmte Ausbildungen für soziale Berufe von verschiedenen Stellen finanziell gefördert, z.B. dem Bund, dem Arbeitsmarktservice, den Bundesländern oder den Arbeiterkammern. Sprechen Sie Ihre AMS-BeraterIn/Ihren AMS-Berater darauf an, ob eine AMS-Förderung für Sie in Frage kommt und informieren Sie sich über mögliche finanzielle Unterstützungen in der Datenbank Kursförderungen in Österreich auf dem Portal erwachsenenbildung.at

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