Schwerpunkt: Neue Wege in die Pflege

03.01.2024
Bis zum Jahr 2030 wird in Österreich mit einem zusätzlichen Bedarf von rund 75.000 Pflegekräften gerechnet. Gründe dafür sind u.a. eine bevorstehende Pensionierungswelle sowie eine hohe Fluktuation. Bereits heute gibt es in vielen Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen Personalengpässe. Erfahren Sie in diesem Schwerpunkt, welche Neuerungen und finanziellen Förderungen es rund um die Pflegeausbildung gibt und warum jetzt ein guter Zeitpunkt ist, sich für eine Ausbildung in der Pflege zu entscheiden.

Pflegeberufe in Österreich

Wer in der Pflege arbeiten möchte, kann in Österreich zwischen folgenden Ausbildungen bzw. Berufen wählen:

  • 1-jährige Ausbildung zum/zur PflegeassistentIn
  • 2-jährige Ausbildung zum/zur PflegefachassistentIn
  • 3-jähriges FH-Bachelor-Studium zum/zur Dipl. Gesundheits- und KrankenpflegerIn (Gehobener Dienst für Gesundheits- und Krankenpflege)

 

TIPP: Informationen zu Tätigkeiten, Zugangsvoraussetzungen und Anforderungen in Pflegeberufen finden Sie in unserem Karrierekompass-Schwerpunkt Gesundheits- und Krankenpflegeberufe.

Pflegereform: Neuerungen rund um die Ausbildung in Pflegeberufen

Eine Pflegekraft zeigt 2 einer Kollegin und einem Kollegen die Handhabung eines Geräts.

© AMS/Chloe Potter

Im Rahmen der 2022 vorgestellten Pflegereform wurden zahlreiche Maßnahmen festgesetzt, die Verbesserungen für das Pflegepersonal, die Ausbildung sowie für Betroffene und pflegende Angehörige bringen sollen. Hier erfahren Sie die wichtigsten Neuerungen rund um die Ausbildung in einem Pflegeberuf.

 

TIPP: Die Website des Bundesministeriums für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz informiert ausführlich über sämtliche Maßnahmen der Pflegereform.

Pflegeausbildung an berufsbildenden mittleren und höheren Schulen

Eine junge Pflegekraft misst den Blutdruck bei einer älteren Dame.

© AMS/Reinhard Mayr/Das Medienstudio

Seit dem Schuljahr 2020/2021 werden an neu eingerichteten berufsbildenden mittleren und höheren Schulen (BMS, BHS) bereits ab der 9. Schulstufe Pflegeinhalte vermittelt. Die beiden neuen Schulformen für Pflegeberufe wurden zunächst als Schulversuch eingeführt und werden seit dem Schuljahr 2023/2024 regulär angeboten:

  • An der 3-jährigen Fachschule für Sozialberufe mit Pflegevorbereitung werden die Lehrinhalte einer Pflegeausbildung vorgezogen. Wenn im Anschluss eine Pflegeausbildung absolviert wird, z.B. zur Pflegeassistenz, werden diese Inhalte angerechnet und die Ausbildung verkürzt sich dadurch. An einigen Standorten wird die Pflegeassistenzausbildung in einem zusätzlichen Semester angeboten.
  • Die 5-jährige Höhere Lehranstalt für Pflege und Sozialbetreuung vermittelt eine medizinisch-pflegerische Basisausbildung, Kenntnisse über Methoden der sozialen Arbeit sowie über Management im Sozialbereich. Nach 3 Jahren erfolgt der Abschluss zur Pflegeassistenz, mit der Reife- und Diplomprüfung erwerben die Absolvent_innen die berufliche Qualifikation Pflegefachassistenz oder Diplomsozialbetreuung.

 

TIPP: Detaillierte Informationen zu den neuen Schulformen sowie den Standorten finden Sie auf ABC der berufsbildenden Schulen sowie im AMS-Ausbildungskompass.

INFO: Die 1-jährige Pflegeassistenzausbildung und die 2-jährige Pflegefachassistenzausbildung können weiterhin ab einem Mindestalter von 17 Jahren an Schulen für Gesundheits- und Krankenpflege bzw. in Form von Lehrgängen absolviert werden.

Pflegelehre

2 Pflegekräfte stehen vor einem durchsichtigen Aufbewahrungskästchen für Spritzen und Kanülen. Der jüngere Mann hält 2 Blutabnahmeröhrchen und ein Etikett in der Hand.

© AMS/Chloe Potter

Neben den neuen schulischen Ausbildungen im Pflegebereich gibt es seit Herbst 2023 einen neuen Pflege-Lehrberuf in einer 3-jähirgen Form mit Abschluss als Pflegeassistenz und in einer 4-jährigen Form mit Abschluss zur Pflegefachassistenz. Die Pflegelehre wird vorerst als befristeter Ausbildungsversuch geführt und kann vorläufig bis 31.12.2029 begonnen werden.

In den ersten beiden Lehrjahren werden vor allem theoretische Kenntnisse und fächerübergreifende Lehrinhalte vermittelt, da praktische Arbeit mit direktem Patientenkontakt gesetzlich erst ab einem Mindestalter von 17 Jahren erlaubt ist. Davor werden praktische medizinisch-pflegerische Maßnahmen in Form von Simulationen, z. B. mit menschenähnlichen Puppen, erlernt und trainiert.

 

TIPP: Im AMS-Berufslexikon finden Sie ausführliche Informationen zu Tätigkeiten, Ausbildung, Lehrlingseinkommen etc. zu diesem neuen Lehrberuf.

Finanzielle Förderungen während der Ausbildung

Symbolfoto mit Euro-Geldscheinen und dem Wort Bildung

© iStock.com/Pusteflower9024

Alle Personen, die eine Ausbildung in einem Pflegeberuf absolvieren und keine existenzsichernden Leistungen vom Arbeitsmarktservice beziehen, erhalten nach dem neuen Pflegeausbildungs-Zweckzuschussgesetz für die gesamte Ausbildungszeit einen Ausbildungsbetrag von mindestens 600 Euro pro Monat. Je nach Bundesland und Gemeinde kann der Betrag auch höher sein.

Auch Schüler_innen einer berufsbildenden mittleren oder höheren Schule für Pflege erhalten diesen Betrag, allerdings nur in der Zeit, in der sie Pflichtpraktika absolvieren. Jugendliche, die eine Pflegelehre absolvieren, erhalten hingegen ein je nach Kollektivvertrag festgesetztes Lehrlingseinkommen.

Arbeitslose oder Karenzierte – z. B. Umsteiger_innen oder Wiedereinsteiger_innen –, die eine Pflegeausbildung machen wollen, können seit 1. Jänner 2023 vom AMS Unterstützung in Form des Pflegestipendiums und einer Beihilfe zu den Kursnebenkosten erhalten, sofern bestimmte Bedingungen erfüllt sind. Näheres dazu erfahren Sie auf der Website des Arbeitsmarktservice. Das Pflegestipendium ist eine Beihilfe zur Deckung des Lebensunterhalts und beträgt mindestens 1.400 Euro pro Monat (im Rahmen von Arbeitsstiftungen 1.300 Euro).

 

TIPP: Wenden Sie sich an Ihre AMS-Beraterin/Ihren AMS-Berater, wenn Sie sich für eine Ausbildung im Pflegebereich interessieren.

Erleichterungen für im Ausland ausgebildete Pflegekräfte

3 Pflegekräfte kümmern sich um eine alte Dame, die in einem Pflegebett liegt.

© AMS/Chloe Potter

Um den hohen Bedarf an Pflegekräften in Österreich decken zu können, wurden im Rahmen der Pflegereform Vereinfachungen bei der Arbeitserlaubnis und der Anerkennung von im Ausland erworbenen Ausbildungen beschlossen. Qualifizierte Fachkräfte aus Drittstaaten erhalten zum Beispiel für ihre abgeschlossene Berufsausbildung mehr Punkte und damit leichteren Zugang zur Rot-Weiß-Rot-Karte. Das Verfahren der Nostrifikation bzw. Berufsanerkennung ist weiterhin für alle Pflegefachkräfte, die ihre Ausbildung im Ausland absolviert haben, vorgeschrieben. Neu ist, dass sie bereits in der Pflege arbeiten dürfen, bevor das Verfahren abgeschlossen ist.

 

TIPP: Auf der Website des Österreichischen Gesundheits- und Krankenpflegeverbands (ÖGKV) finden Sie ausführliche Informationen rund um die Anerkennung bzw. Nostrifikation von Ausbildungsabschlüssen.

5 gute Gründe für einen Pflegeberuf

Eine Pflegekraft unterstützt eine ältere Dame beim Essen.

© AMS/Chloe Potter

Ein Pflegeberuf ist ohne Zweifel anstrengend und herausfordernd. Für viele Menschen ist er dennoch ein Traumjob – und dafür gibt es gute Gründe, z.B.:

  1. Beruf mit Sinn: Pflegekräfte leisten einen unverzichtbaren Beitrag an der Gesellschaft. Anderen Menschen zu helfen, schafft auch persönlich ein gutes und erfüllendes Gefühl. 
  2. Krisensicherer Job: In allen Bereichen der Pflege besteht eine sehr hohe Nachfrage nach Fachkräften. Das wird sich auch in Zukunft nicht so schnell ändern.
  3. Vielfältige Einsatzbereiche: Ob Krankenhaus, Pflegeheim, mobile Pflege, Arztpraxis, Kuranstalt …  –  mit einer Pflegeausbildung sind die Beschäftigungsmöglichkeiten breit gefächert.
  4. Abwechslungsreicher Arbeitsalltag: Kein Arbeitstag ist wie der andere. Der Umgang mit unterschiedlichen Menschen, Situationen und Krankheiten erfordert viel Flexibilität. Gleichzeitig lernt man jeden Tag etwas Neues.
  5. Interessante Weiterbildungsmöglichkeiten: Je nach Ausbildung stehen Pflegekräften zahlreiche Spezialisierungs- und  Weiterbildungsangebote offen: z.B. von der gerontologischen Pflege über die Hauskrankenpflege bis zur Pflege bei Demenz oder Palliativpflege.

 

TIPP: Besuchen Sie das JobBarometer des AMS und informieren Sie sich gezielt über die Jobaussichten für die Berufe PflegeassistentIn, PflegefachassistentIn oder Dipl. Gesundheits- und KrankenpflegerIn in Ihrem Bundesland. Das JobBarometer gibt auch Auskunft über Trends, über besonders häufig nachgefragte Kompetenzen in Inseraten sowie über die Arbeitsmarktentwicklung für die nächsten drei Jahre. 

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